Die Lehre der Physiognomik (Physis = Körper, „Gnoma“ = Kennzeichen, Kenntnis) geht weit über 2.000 Jahre zurück und entwickelte sich u. a. in Indien und besonders in China, wo sie eine lange Tradition besitzt. Bei der indischen Heilkunst Ayurveda ebenso wie bei der Traditionellen Chinesischen Medizin wurden schon anhand äußerer Merkmale die Zuordnung des Menschen zu bestimmten Konstitutionstypen vorgenommen.
Im westlichen Europa entwickelte sich die Kunst des Gesichtlesens im klassischen Altertum. Gerade bedeutende Philosophen wie Platon oder Aristoteles sind hier hervorzuheben. Aristoteles wies bereits in seinem Werk „Physiognomica“ auf den Zusammenhang zwischen dem Charakter und der äußeren Erscheinung eines Menschen hin. Hippokrates, einer der berühmtesten Ärzte des Altertums, stellte Verbindungen zwischen Körperbau und Charakter eines Menschen her.
Anfang des 16. Jahrhunderts vertrat der berühmte Philosoph und Arzt Paracelsus die Ansicht, dass sich alles, was sich im Innern eines Körpers abspielt auch außen zu erkennen sein musste. Antlitzdiagnostik heißt die Lehre von den Krankheitszeichen, die im Gesicht zu lesen sind.
Um die Wende zum 20. Jahrhunderts wurde Carl Huter zum Begründer der Psycho-Physiognomik. Er stellte Zusammenhänge dar zwischen den Falten eines Menschen, seinem Lebenswandel und seinen Erkrankungen.
Ein moderner Vertreter heutzutage ist der berühmte amerikanische Psychologe Paul Ekman, der sich ausführlich mit der Mimik, einem Teilgebiet des Gesichtlesens, beschäftigt.
Die Physiognomik befasst sich mit dem Äußeren des Körpers, besonders mit dem Gesicht. Sie gibt uns u.a. wertvolle Aufschlüsse über die seelischen Eigenschaften und Charakterzüge eines Menschen, seinen Lebenswandel und seinen Gesundheitszustand.